Eine spannende Reise in die fantastische Welt von Mittelerde erlebten vierzehn Jungen der fünften und siebten Klassen des Gymnasiums Netphen auf Burg Satzvey bei Mechernich, wo sie sich, gemeinsam mit Teilnehmern zweier Schulen aus dem Rheinland, in einem mehrtägigen Zeltlager zu „Waldläufern“ ausbilden ließen. Neben dem Unterricht in so ungewöhnlichen Fächern wie Rüstungs- und Kräuterkunde stand vor allem soziales Lernen im Zentrum des abenteuerpädagogischen Projektes zur Jungenförderung.
Ins Leben gerufen wurde „Das Vermächtnis der Waldläufer“ schon im Jahr 2009. Seitdem verwandeln sich jedes Jahr pünktlich in der Woche vor den Sommerferien das Burggelände sowie die umliegenden Wälder von Satzvey in einen Abenteuerspielplatz der besonderen Art, bei dem die Teilnehmer für drei Tage in die Rolle der mittelalterlichen Späher, bekannt aus den Romanen J. R. R. Tolkiens, versetzt werden. Hierbei müssen sich die Jungen sowohl ihrer körperlichen, geistigen wie auch sozialen Fähigkeiten bedienen, um die ihnen gestellten Aufgaben zu meistern. Betreut werden sie dabei von dem auf der Burg ansässigen Mittelalterverein „Weiler an der Vey e.V.“, sowie von einer Gruppe von Lehrkräften der teilnehmenden Schulen.
Von dem Klischee, dass Jungen Computerspiele echten Abenteuern vorziehen, war in Satzvey von Beginn an nichts zu spüren. Die Handys haben im Mittelalter ohnehin nichts verloren und sollten daher zuhause bleiben. Zügig wurden die Zelte aufgebaut, die selbstgeschneiderten Waldläufergewänder übergestreift und auf ging’s in den Wald. Schnelligkeit und Köpfchen waren gefordert beim Orientierungslauf, bei dem neben Kartenlesen auch Kenntnisse zu Tierspuren und heimischer Flora hilfreich waren. Ihre Kreativität konnten die Jungen bei der Gestaltung der eigenen Gruppen-Wappen und dem Verfassen ihrer „Heldensagen“ unter Beweis stellen, welche beim abendlichen Lagerfeuer – mitsamt des einstudierten „Schlachtrufs“ – stimmungsvoll vorgetragen wurden.
Am zweiten Tag übten sich die Teilnehmer im Schauschwertkampf und im Bogenschießen und lernten nützliche Dinge zur Orientierung in der Wildnis, wenn mal weder Karte noch Kompass zur Hand sind. Besonderer Ehrgeiz war beim Feuerschlagen zu spüren, bei dem mit Hilfe von Feuersteinen und Eisen Funken erzeugt und dann unter Verwendung des richtigen Zunders zur Flamme gebracht werden mussten. Für jede erfolgreich gemeisterte Aufgabe sammelten die Waldläufergruppen fleißig Punkte auf dem Weg zum Titel „Waldläufergruppe des Jahres“. Mut und starke Nerven bewiesen die Jungen während einer Nachtwanderung durch den dunklen Forst zu den nahegelegenen Katzensteinen, an denen der feierliche „Schwur der Waldläufer“ abgelegt wurde. Die Aufnahme in die Gemeinschaft wurde am letzten Tag mit einem Turnier „auf Highlander-Art“ gefeiert, und so flogen vor der Rückreise ins Siegerland dann auch noch ein paar Baumstämme durch die Voreifel.
In diesem Jahr fand das Projekt erstmalig mit Netphener Beteiligung statt. Das Fazit aus Siegerländer Sicht fällt dabei durchweg positiv aus: Nach drei Tagen waren alle Teilnehmer rechtschaffen müde, ziemlich schmutzig, und um ein großes, mit allen Sinnen erlebtes Abenteuer reicher. Die vergleichsweise weite Anreise mit dem Bus, für deren Finanzierung in diesem Jahr Fördergelder vom Land zur Verfügung standen, hat sich gelohnt, so dass das Organisationsteam, bestehend aus Maria Severin und Michael Schultes, eine Wiederholung der Fahrt für den Frühsommer 2023 plant.
M. Schultes