Guten Tag,
mein Name ist Sven, ich bin 31 Jahre alt und Vater eines Schülers in der Klasse 5c auf dem Gymnasium Netphen.
Für den 16. März 2018 erhielt ich von meinem Sohn und seiner Klasse 5c eine Einladung zu einem Lernnachmittag in der Schule. Zahlreiche Eltern, darunter auch ich, brachten ein paar Leckereien mit und freuten sich auf einen fröhlichen Nachmittag.
Doch… Gleich zu Beginn der Veranstaltung spürte man seitens der Schülerinnen und Schüler, dass eine hohe Ernsthaftigkeit hinter der Einladung steckte. Man hatte das Gefühl, dass die Kinder etwas auf dem Herzen haben. Sie gaben mir das Gefühl, als sei ihnen etwas widerfahren, dass sie uns unbedingt mitteilen wollten. Ich merkte, hier ging es nicht um ein „lustiges Beisammensein“, sondern etwas würde passieren, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Die Spannung und die Ungewissheit waren zu diesem Zeitpunkt nicht nur mir, sondern auch den anderen Eltern anzumerken.
Die Schüler moderierten ihr Thema an: „Leben im Plastikzeitalter“.
Anfangs baten sie uns Eltern darum, proaktiv unsere Meinungen und Anregungen mitzuteilen und bereiteten uns auf einen Kurzfilm vor. Der Film „Midway- eine Vogelinsel im Pazifik“ wurde gezeigt. Schockierende Bilder von Vögeln inmitten von Müll und Plastik auf einer Insel im Pazifik. Verendete Vögel, deren Mageninhalt nur noch aus Plastik bestand und kranke Tiere, denen man den Schmerz und den Hunger ansehen konnte, waren ein trauriger Teil des Films. Es wurde nicht viel gesprochen; die Bilder zeigten ihre Wirkung. Wut, Fragen, Trauer, Mitleid, all das stand den Eltern ins Gesicht geschrieben. Alle Anwesenden waren schockiert.
Die Schüler machten uns also darauf aufmerksam, was Plastik unserer Umwelt für einen Schaden zufügt. Sie wiesen damit auf ein großes Problem hin, welches noch Auswirkungen auf deren Urenkel haben wird. Spielerisch und durch einen offenen Dialog mit uns Eltern machten Sie deutlich, dass sie das Problem erkannt haben. Sie wollten etwas bewirken und das zuerst bei den Menschen, denen sie am meisten vertrauen – ihren Eltern.
Viele Eltern waren sprachlos. Die richtigen Worte oder Erklärungen zu finden, schien an dieser Stelle unmöglich. Ich selbst verspürte eine gewisse Scham. Ich fragte mich, ob ich auch dazu beigetragen habe. Ich fragte mich, was ich ändern könnte.Die Antwort gaben auch hier die Kinder. Sie stellten uns eine Organisation aus Ruanda vor:
Die „Root Foundation“ (root = Wurzel). Die Root Foundation ist eine im Jahr 2012 ins Leben gerufene gemeinnützige Organisation für Straßenkinder in Ruandas Hauptstadt Kigali. Sie hat es sich zur Mission gemacht, Kindern und ihren Familien aus einer ausweglosen Situation zu verhelfen und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Diese Organisation steht für Aufklärung in allen Bereichen des Lebens. Das alles findet statt in einem Land, in dem Plastik hart bekämpft wird. Im ostafrikanischen Ruanda herrscht ein strenges Plastikverbot. Die Hauptstadt Kigali gilt mittlerweile als eine der saubersten Städte in ganz Afrika. Seit zehn Jahren darf in dem ostafrikanischen Staat kein sogenanntes Polyethylen-Plastik mehr produziert oder eingeführt werden. Sie sind Vorreiter der Bekämpfung von Plastik und haben das Problem scheinbar früher erkannt als alle anderen. Wie die meisten Länder in Afrika ist auch Ruanda ein armes Land. Damit die dortige Bildungsarbeit weiter betrieben werden kann, sind Spenden eine gute Investition!
Ich habe viel aus diesem Nachmittag mitgenommen. Vor allen Dingen, dass Kinder früh anfangen, sich um ihre Zukunft und die Zukunft unseres Planeten zu sorgen. Hier haben sich Kinder zusammengetan, ein Thema auf– und angenommen und eindrucksvolle Aufklärung betrieben, begleitet von einer engagierten Biologielehrerin und unterstützt von der Klassenlehrerin und der Schulleitung. Die Intensität der Veranstaltung wirkt noch immer nach. So teile ich noch heute meine Erkenntnisse mit meinen Arbeitskollegen und meinen Verwandten. Ich gehe viel kritischer mit der Frage um, was kann ich tun? Und das Wichtigste; Ich will etwas tun! Ich habe erkannt, dass dieses Thema weitreichende Konsequenzen hat und dass wir alle nicht darüber hinwegsehen dürfen. Ich wünsche mir, dass unsere Kinder ihre Courage beibehalten, denn ich glaube fest daran, dass diese Generation den Wandel schaffen kann für eine saubere und sichere Zukunft. Ich wünsche allen “Unwissenden“ oder “Wegschauenden“ einen Nachmittag mit diesen Kindern. Das würde die Welt zum Positiven verändern.
Für mich war es ein Lernnachmittag!
Danke !
Sven Klöckner
Hinterlasse nie zu viel Müll auf deinem Weg, denn wenn du einmal der Versuchung nachgeben solltest, einen Schritt rückwärts zu gehen, trittst du voll hinein.
Janine Weger (*1985), deutsche Aphoristikerin
Ein herzliches Danke kommt ebenfalls von der Root Foundation, da das Spendenkörbchen an zwei Lernnachmittagen mit 250 € gefüllt wurde. Der Betrag wird zur Förderung von Bildungsprojekten eingesetzt!