Sehr aktiv hat das Gymnasium Netphen in diesem Jahr an der Europäischen Mobilitätswoche (EMW) teilgenommen. Mit einer Vielzahl kreativer und aufrüttelnder Aktionen sollte auf die Probleme der enormen Verkehrsbelastung auf den Wegen von und zur Schule sowie die Bedeutung umweltfreundlicher Mobilität aufmerksam gemacht werden. Ziel war es, das Bewusstsein für einen sicher und nachhaltig zurückgelegten Schulweg zu stärken.
Aktionen während der Mobilitätswoche
Bereits zu Beginn der Mobilitätswoche wurden große Banner vor dem Gymnasium sowie an verschiedenen Standorten auf der Haardt aufgehängt; sie dienten dazu, Schüler, Eltern und Anwohner auf die Europäische Mobilitätswoche aufmerksam zu machen und die zentralen Botschaften der Aktion deutlich sichtbar zu verbreiten.
Ein weiterer kreativer Ansatz bestand darin, Fußstapfen sowie das Maskottchen der EMW mit bunter Sprühkreide gut sichtbar auf den Schulwegen zu platzieren. Diese Markierungen sollten einen sicheren und umweltfreundlichen Schulweg symbolisieren und so sowohl Kinder als auch Erwachsene auf spielerische Weise auf dieses Thema aufmerksam machen.
Zudem wurde entlang der Schulwege eine Tempomesstafel angebracht, um Autofahrer für eine angepasste Geschwindigkeit in der Schulzone zu sensibilisieren. Diese direkte Rückmeldung half manchem, das Verhalten unmittelbar zu beeinflussen, allerdings wurden auch in Stoßzeiten des Schülerverkehrs Geschwindigkeiten jenseits der 60 km/h gemessen – während die zulässige Höchstgeschwindigkeit im gesamten Wohngebiet 30 km/h beträgt .
Ein besonderes Highlight war sicher die Verteilung einer “gelben Karte” in Form eines kleinen Briefs durch Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe an zwei ausgewählten Tagen. Diese Karten wurden Eltern überreicht, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule brachten. Ziel war es, auf die Probleme und Gefahren der gerade an unserer Schule sehr intensiv genutzten „Elterntaxis“ aufmerksam zu machen und Angesprochenen dazu zu ermutigen, auch Alternativen wie das Fahrrad oder den Fußweg für den Schulweg ihrer Kinder in Betracht zu ziehen.
Die Aktion wurde von Mitarbeitern des Ordnungsamts und der städtischen Mobilitätsbeauftragten begleitet, um sicherzustellen, dass alles ordnungsgemäß ablief. Die Reaktionen der Eltern auf die “gelbe Karte” waren unterschiedlich: Einige zeigten sich verständnisvoll und einsichtig, während andere mit Ablehnung reagierten.
Sowohl vor als auch nach der Mobilitätswoche wurde eine Zählung der anfahrenden Elterntaxis durchgeführt, um den Erfolg der Aktionen zu messen. Die Ergebnisse müssen im Detail noch ausgewertet werden, klar aber ist, dass allein im Rondell vor der Schule täglich durchschnittlich 50 PKW im absoluten Halteverbot stehen, um Kinder ein- oder aussteigen zu lassen. Offenbar führte die Anwesenheit der Ordnungshüter dazu, dass sich das Verhalten mancher Eltern sofort veränderte: Während viele nicht mehr direkt im Rondell vor dem Gymnasium hielten, verlagerte sich der Verkehr zunehmend in die umliegenden Seitenstraßen, wodurch die Lage nicht einfacher wurde.
Gefährliche Situationen durch Baustellenverkehr
Verschärft wird die Verkehrssituation aktuell durch die Großbaustelle auf dem Gelände des Gymnasiums. Es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen, wenn Baustellenfahrzeuge auf die gleichzeitig ankommenden Eltern mit ihren Autos treffen. Zwischen verstopften Straßen und rückwärts fahrenden LKW müssen sich die Schulkinder ihren Weg bahnen; eine Situation, die die Dringlichkeit des Appells, auf eine unmittelbare Anfahrt der Schule mit dem Privat-PKW zu verzichten, noch unterstreicht.
Das positive Beispiel: Die Schulradeln-Gruppe
Ein positives Beispiel für nachhaltige Mobilität lieferten dagegen einige unserer engagierten Schülerinnen und Schüler, die bei der Aktion „Schulradeln“ im Sommer eine beeindruckende Leistung erbrachten. Sie legten zusammen 876,9 Kilometer mit dem Fahrrad zurück und sparten dabei 145,6 Kilogramm CO2 ein. Diese herausragende Leistung wurde im Rahmen der EMW 2024 bei einem Aktionstag auf dem Rathausplatz durch den Bürgermeister gewürdigt. Bei der feierlichen Preisverleihung erhielten die Schüler Sachpreise als Anerkennung für ihren Einsatz.
Fazit und Appell
Die Wege auf der Netphener Haardt sind insgesamt zu eng, um den enorm vielen Menschen auf dem Weg zur Schule, zur Kita und zum TVE-Netphen ein sicheres Ankommen zu gewährleisten – wenn so viele mit dem Auto fahren. Zwar wird derzeit ein Mobiltäts- und Verkehrswegekonzept entwickelt; bis dies jedoch vollständig geplant und umgesetzt ist, wird noch einige Zeit vergehen.
Bis dahin bleibt uns nur die Möglichkeit, den engen Verkehrsraum verantwortungsvoll zu nutzen. Dazu gehören auch ein Umdenken des Einzelnen und eine aktive Veränderung des eigenen Verhaltens; die Angebote des ÖPNV und umweltfreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad oder der Fußweg sind häufig die besseren Alternativen.
Die Europäische Mobilitätswoche 2024 hat auch an unserer Schule gezeigt, wie wichtig das Thema nachhaltige Mobilität ist. Die Aktionen haben das Bewusstsein vieler Schülerinnen und Schüler, ihrer Eltern, aber auch vieler Lehrkräfte geschärft. Auch wenn damit sicher noch nicht alle Probleme gelöst sind, ist ein erster wichtiger Schritt unternommen.
Am Ende bleibt ein Appell, vor allem an die Eltern: Verzichten Sie auf das Elterntaxi! Seien Sie selbst ein Vorbild! Nicht nur aus Gründen der Sicherheit, sondern auch, um einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.
M.-A. Heilmann