Ein Abend im Club. Feiern. Abschalten. Neue Leute kennenlernen. Vielleicht ist sogar der Traumtyp dabei?
Doch was, wenn es anders kommt? Was wenn aus der Traum- eine Albtraumsituation wird? Zum Beispiel, wenn man aus der Toilette im Keller des Clubs nicht mehr herauskommt, weil der Türgriff abgebrochen ist. Und sich neun junge Frauen plötzlich zusammen eingesperrt finden, keine Distanz mehr möglich ist und neben den enttäuschten Erwartungen auch noch die Angst aufkeimt? Angst vor der Zukunft – der unmittelbaren (Wie kommen wir hier wieder ‘raus?) und der längerfristigen? Angst vor dem Verlust – Verlust von Beziehungen und vielleicht sogar Verlust von sich selbst?
Fragen wie diesen setzen sich die neun jungen Frauen in NEMESIS aus. Handlungsort ist besagte Damentoilette, tief in den Kellern des gleichnamigen Clubs. Düster erscheint die Atmosphäre, eng ist der Raum, manchmal dringen die Beats aus der Clubhölle durch. Was unter diesen Bedingungen passiert, hat es in sich.
Ungeschminkt und streckenweise sehr direkt widmen sich die Schülerinnen des Literaturkurses der Jahrgangsstufe Q1 den Problemen, die den jungen Frauen in der Ausnahmesituation unter den Nägeln brennen. Da geht es um Liebe, um Freundschaft, um Eifersucht und um das Gefühl, ausgenutzt zu werden – durch Männer, aber auch durch andere Frauen. Um die Frage, wie man gesehen wird – und wie man (oder frau?) sich selbst sieht. Es geht um das, was auf Social Media passiert und um das reale Leben.
Schon als das Publikum den Saal betreten darf, wird klar, dass hier etwas Besonderes wartet: Man bekommt von der Doorwoman ein Einlassbändchen ums Handgelenk geschlungen, Nebel wabert durch den Raum, Lichtbltze zucken, Boxen dröhnen, der Beat stampft. Kein Theater von der Stange also. Sondern gänzlich selbst entwickelt. Von der Konzeption über die Entwicklung des Stückes bis hin zur fertigen Inszenierung. Vom Bühnenbild über den Kulissenbau bis hin zu Plakaten, Eintrittskarten und Flyern – alles haben die neun Schülerinnen des Kurses unter Begleitung von Lehrkraft Katharina Goubeaud selbst auf die Beine gestellt, unterstützt unter anderem von der Technik AG und Lehrer Matthias Groot Bramel, der in vielen handwerklichen Fragen mit Rat und Tat bereit stand.
Was für eine Leistung! Und was für ein gelungener Abend!
Der Wirkung des intensiven Stücks konnten sich weder das begeisterte Publikum noch der stellvertretende Schulleiter Marc-Alexander Heilmann entziehen, der am Ende allen Beteiligten ausführlich dankte und dabei besonders die Kreativität der Beteiligten sowie ihr wirklich außergewöhnliches Engagement für das Projekt hervorhob. Und wer weiß: Vielleicht hat mit dieser Premiere tatsächlich eine erfolgreiche Schauspielerinnenkarriere ihren Anfang genommen.
Am heutigen Freitag wird das Stück noch einmal für das schulinterne Publikum wiederholt.