Die Bienen sind schon eingezogen. Wieder eingezogen, müsste man eigentlich sagen, denn es gab ja bereits einmal ein Volk am Gymnasium Netphen. Bald bekommen sie Gesellschaft, von vielen neuen Pflanzen und vielen jungen Menschen, die sie pflegen: Hochbeete und eine Baumschule sind geplant. Ein Schulgarten entsteht. Mittendrin: Das Projekt „Bergmischwald Siegerland“ und die AG dazu, für die das Gymnasium bald als „Schule der Zukunft“ ausgezeichnet wird.
Zusammen mit der Waldgenossenschaft Obernetphen hatte die Schule vergangenes Jahr Bäumchen großgezogen. Waldvorsteher Gerhard Johnson hatte Samen gekauft, Tütchen an der Schule verteilt, die Resonanz war gewaltig. Die Schülerinnen und Schüler päppelten die Pflanzen hoch und setzten sie im November auf einer Kalamitätsfläche der Waldgenossen in den Boden, neben vielen größeren Setzlingen aus der „richtigen“ Baumschule. Nicht alle überstanden die lange Trockenheit und die Hirsch- und Rehböcke, die ihren Geweih-Bast daran abstreiften. Aber viele, sagt Johnson. Und die Robinien vom Gymnasium Netphen, die seien die größten und schönsten.
Schule ist zum Lernen da und Schule lernt auch selbst. Wie man die Bäumchen noch besser hochpäppelt zum Beispiel. „Diese Perspektive möchten wir festigen“, betont Lehrerin und AG-Betreuerin Sarah Ebert. Und irgendwann werden Wohnungen und Balkone auch mal zu klein für manche Setzlinge, die seit dem Frühjahr wieder zuhause bei den Schülerinnen und Schülern wachsen. Andere brauchen noch extra Pflege, bis sie allein in der Natur klarkommen. Auch dafür ist die Schul-Baumschule gedacht, als Zwischenstation mit täglicher Betreuung. „Und außerdem toll für die Schülerinnen und Schüler, ihre Pflanzen weiter zu begleiten“, sagt Anna Kämpfer, ebenfalls Lehrerin und AG-Betreuerin. Dass hier praktischer Unterricht stattfindet: Versteht sich ja fast von selbst. „Richtig toll“, findet dass Gerhard Johnson; dass das Thema in den ganz normalen Schulalltag eingebaut wird.
Jetzt hat die Stadt die Fläche hinter dem Gymnasium genehmigt, die viel zu schön war, um dauerhaft ungenutzt zu bleiben. Das Forstamt Hilchenbach betreut die Baum-AG fachlich, damit hier, im lichten Schatten zwischen Schule und Sportplatz, optimale Wachstumsbedingungen herrschen. Ein stabiler Zaun gegen Wildtiere muss gebaut, die Grasnarbe entfernt, vielleicht noch guter Mutterboden eingebracht werden, das muss sich zeigen.
Netphener Waldgenossenschaft hat 60 Hektar Fichtenwald verloren – von 65
Trifft sich gut, dass Christian Salzmann eine Spende über 2500 Euro von der Krombacher Brauerei vorbeibringt, „das macht uns die Umsetzung viel leichter“, freut sich Anna Kämpfer. Und es passte ohnehin gut, dass die Imker- und die Hochbeet-AG an den Start gehen. „Wir lernen, was man mit der Natur alles machen kann“, sagt Schulleiter Eckhard Göbel. Viele Menschen wissen nicht mehr, wie gut ein Gänseblümchensalat schmeckt und welche Kräuter welche Heilwirkung haben.
Text: H. Schulz für die Westfalen-Post Die Original-Veröffentlichung finden Sie hier: