Einer inzwischen fest etablierten Tradition folgend gab es auch in diesem Schuljahr am Gymnasium Netphen eine Begegnung mit Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus um ihr Leben fürchten mussten, das Grauen überlebt haben und davon jüngeren Generationen berichten möchten.
Auf Initiative der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V. besuchte Dr. Michaela Vidláková aus Prag nur einen Tag vor dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wieder unsere Schule, um den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9 von ihren Erlebnissen und Erfahrungen im Ghetto Theresienstadt, in das sie als Sechsjährige verschleppt worden war, zu erzählen.
Wer mehr über diese bemerkenswerte Frau wissen möchte, sollte ihren Namen in einer der Suchmaschinen im Internet eingeben. In einem Interview mit der Internetausgabe der Süddeutschen Zeitung sagte sie einmal: „Ein Freund von mir, der sechs KZ überlebt hatte und auch an Schulen ging, hat die Erfahrung gemacht, dass die Schüler zurückweichen, so, als ob sie Angst vor Berührung hätten. Er sagte dann: Ihr tragt keine Schuld. Ihr tragt jetzt aber die Verantwortung für die Zukunft. Das sage ich den Schülern inzwischen auch. Viele schämen sich trotzdem. Das ist eine normale Reaktion und sie ist richtig: Scham bedeutet, sich zuständig zu fühlen. Und wenn man sich zuständig fühlt, wird man dafür sorgen, dass so etwas nicht vergessen wird – und nicht mehr passiert. Dieser grauenhafte schwarze Fleck bleibt in der deutschen Geschichte. Man kann an der Vergangenheit nichts ändern. Also muss man etwas für die Zukunft tun.”